Interview mit Elizabeth English alias Elizabeth Minogue
Bitte erzählen Sie uns über sich selbst.
Ich lebe mit meinem Mann, unserem Sohn und verschiedenen Haustieren in einer Kleinstadt außerhalb von Philadelphia. Am Tag arbeite ich als technische Texterin und Lektorin in einer kleinen Beratungsfirma, und in meiner Freizeit gehe ich am liebsten campen oder mache Musik (Blech- bzw. Blockflöte und Banjo).
Wie war das, als Sie Ihren ersten Liebesroman lasen?
Mein allererster Liebesroman war ein alter Nackenbeißer, der an die Wand geklatscht wurde, ehe ich ihn zu Ende gelesen hatte. Meine nächste Erfahrung mit Liebesromanen war erst viele Jahre später, als Miranda Jarrett in der örtlichen Bücherei eine Lesung hatte. Sie war so lustig und charmant, dass ich auf dem Weg nach draußen eines ihrer Bücher mitnahm (wenn mich nicht alles täuscht, war es „Cranberry Point“). Da bemerkte ich, wie sehr sich Liebesromane inzwischen verändert hatten. Die Heldin war kein Fußabtreter mehr, sondern klug. Der Held war ein netter Typ, kein dominanter Macho! Das Buch war gut geschrieben, und ich hatte so viel Spaß damit, dass ich mehr von ihren Büchern auslieh. Dann probierte ich auch andere Liebesromanautorinnen aus, und stellte fest, dass das Genre unglaublich vielseitig geworden war und es viele talentierte Autoren und Autorinnen gab.
Wer sind heute Ihre liebsten Liebesromanautoren, und was lesen Sie gerade?
Obwohl (oder vielleicht auch gerade weil) ich selbst über ziemlich angstgetriebene Heldinnen schreibe, lese ich gerne heitere Liebesromane. Jayne Ann Krentz (vor allem ihre älteren Bücher) und Eloisa James gefallen mir besonders gut. Im Augenblick lese ich gerade Linda Howards Die Doppelgängerin und genieße es sehr.
Welche anderen Genres/Autoren lesen Sie gerne, und wie beeinflussen sie Ihre Arbeit?
Ich liebe historische Romane, besonders Norah Lofts, die vermutlich meine absolute Lieblingsautorin ist. Sie vermittelt mir immer ein Gefühl für die Zeit, über die sie gerade schreibt, und ich werde nie müde, immer wieder ihre Bücher zu lesen (vor allem „Wie weit bis Bethlehem?“, „Die Konkubine“, and „Der Lautenspieler“), um herauszufinden, wie sie das schafft. Ich mag Susan Howatchs schöne Sprache und seufze neidisch über ihre vielschichtigen Charaktere. Ellen Kuschners Fantasy ist die reine Freude – sie weiß, wie man Magie wahrlich magisch macht. Patrick O’Brians Seefahrergeschichten stehen auf meinem Lieblingsautorenregal zusammen mit ein paar Dick-Francis-Krimis – seine Helden sind so wunderbar anständige Männer. Und dank meines Sohnes bin ich ein Riesenfan von Cornelia Funke und J.K. Rowling.
Was ist der Grund für Ihr Interesse an Schottland, und was veranlasste Sie dazu, Ihren ersten Liebesroman In den Händen des Feindes zu schreiben?
Das ist leicht zu beantworten. Es war eine schottische Band namens Old Blind Dogs. Ein Freund gab mir zwei CDs von ihnen („New Tricks“ und „Close to the Bone“), und als ich ihre Balladen hörte, beflügelte das meine Fantasie. Da wusste ich, dass die Geschichte, die mir im Kopf herumspukte, an der Grenze zwischen England und Schottland spielen musste und dass die Grundidee von Grenzen (zwischen Männern und Frauen, Freunden und Feinden, Leben und Tod) wichtig für die Handlung war, die ich erzählen wollte.
Sind Sie bei der Recherche für Ihr Buch über irgendetwas Überraschendes gestolpert?
Historisch? Nein, nicht wirklich. Außer vielleicht, dass Schottlands Geschichte noch blutiger und turbulenter war, als ich es mir vorgestellt hatte. Und dass die Grenzgebiete unglaublich schön sind, was mir vorher nicht klar war. Das Überraschendste beim Schreiben war aber die Erfahrung, wie es ist, wenn eine Nebenfigur plötzlich zum Leben erwacht und versucht, die Geschichte an sich zu reißen. Das war Alistair, der Pflegebruder des Helden, der eigentlich der Bösewicht des Romans sein sollte. Anfänglich war seine Rolle reichlich klein. Aber er war so ein 08/15-Bösewicht, dass ich beschloss, etwas auszuprobieren, was ich auf einem Schreib-Workshop gelernt hatte, um zu sehen, ob ich ihm nicht etwas Tiefe verleihen könnte. Die Übung war ein sogenanntes Charakterinterview. Ich kam mir reichlich albern vor, als ich mich hinsetzte, und die erste Frage tippte: „Was willst du?“ Nun, eine Stunde später hatte Alistair mich davon überzeugt, dass er gute Gründe dafür hatte (wenigstens seiner Meinung nach), den Helden nicht zu mögen. Er wurde vom Bösewicht zum Gegenspieler, der dem Roman eine ganz neue Dimension hinzufügte und eine eigene Geschichte für sich verlangte.
Warum haben Sie sich entschieden, unter so vielen verschiedenen Namen zu schreiben?
Die Borderland-Trilogie („In den Händen des Feindes“, „Herrscher meiner Träume“, „The Linnet“) habe ich unter meinem Ehenamen Elizabeth English geschrieben. Als mein nächster Roman „Der Prinz und die Rose“ sich als Fantasy entpuppte, wollte mein Verleger den Genrewechsel auch äußerlich kenntlich machen, so dass er unter meinem Mädchennamen Elizabeth Minogue veröffentlich wurde. Dann wurde ich eingeladen, eine Geschichte zu einer Serie um die Ritter der Tafelrunde beizusteuern, in der die Bücher zwar von verschiedenen Autoren geschrieben werden, aber unter dem Namen „Gwen Rowley“ erscheinen.
Ich weiß, dass ständig den Namen zu wechseln kein Weg ist, sich eine Fangemeinde zu erwerben. Andererseits wollten sie, dass ich eine Geschichte über Lanzelot schreibe. Und dann eine über Gawain! Ich habe lange nachgedacht, aber letztendlich kam ich zu dem Entschluss, dass nicht der Name auf dem Cover entscheidend ist, sondern was im Buch steht. Im Grunde geht es nur um die Geschichten, und ich konnte die Chance nicht ausschlagen, etwas von mir den Legenden um Lanzelot und Gawain hinzuzufügen. Lanzelots Roman erschien in den USA diesen September, und Gawains wird im September 2007 veröffentlicht.
Haben Sie eine Website, auf der Ihre Leser Sie erreichen können? Nein, habe ich nicht (ich weiß, ich weiß, ich bin hoffnungslos altmodisch). Aber ich liebe es, von Lesern zu hören! Man kann mir unter P.O. Box 539, Kimberton, PA 19442, USA, schreiben.
Was bedeutet es für Sie, auf Deutsch veröffentlicht zu werden?
Es ist unglaublich aufregend, sich vorzustellen, dass meine Geschichte bis in ein fremdes Land gelangt ist – und in eine andere Sprache übersetzt wurde! Meine Nichte war zum Austausch in Hamburg und spricht die Sprache fließend, und sowohl mein Neffe, als auch mein Sohn lernen Deutsch in der Schule. Florian, der Hauptcharakter in „Der Prinz und die Rose“, ist nach einem deutschen Austauschstudenten benannt, der eine Weile bei meiner Schwester lebte, so dass ich besonders froh bin, dass es ausgerechnet diese Geschichte über den Atlantik geschafft hat.
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