Rezension: Anne Hertz - Goldstück
Mainstream
ANNE HERTZ
Goldstück
Knaur, TB, 8,95 EUR
Vergeigtes Jurastudium, keine Ausbildung, vom Freund verlassen und bald 30 – wieso sollte sich Maike Schäfer da auf ihren Geburtstag freuen? Die ehemalige Langzeitstudentin sieht sich schon altjüngferlich im Sonnenstudio, in dem sie jobbt, versauern und fürchtet, auf ewig auf die Unterstützung ihrer Cousine und besten Freundin Kiki, mit der sie sich eine Wohnung teilt, angewiesen zu sein. Coaching-Profi Kiki will ihr wie so oft aus der Misere helfen. Zunächst einmal muss sie ihre negative Grundeinstellung zu allem und jedem ablegen. Das Gesetz der Anziehung wird’s schon richten, dass sich all ihre Wünsche erfüllen, wenn sie nur richtig formuliert werden. Der erste Versuch geht mächtig nach hinten los und stürzt Maike in eine noch größere Krise ... bis eines Tages Daniel Unverzagt vor ihrer Tür steht.
Glücksgurus, „Think positive“-Mottos und Coaching sind in. Jetzt hat sich das Autorenduo Anne Hertz des trendigen Themas angenommen und mit der typisch goldigen Schreibweise daraus einen ebenso pfiffigen wie anrührenden Roman gemacht, der, ganz unabhängig davon, ob die Leser die Materie nun als esoterischen Quark oder praktische Lebenshilfe ansehen, blendend unterhält und obendrein zum Nachdenken anregt. Maike präsentiert sich zu Anfang als Jammerliese, die den Hintern nicht hochbekommt und sich bloß selbst bemitleidet. Während solche Pappenheimer in der Realität nerven, sorgt die Ich-Erzählerin in der Rolle des armen Tropfs dagegen für Dauerschmunzeln. Spätestens als sie sich aus einem finsteren Tal genau in die Arme eines Traummanns katapultiert und auf unnachahmliche Weise in einem einzigen Chaos verheddert, fliegen dem Underdog sämtliche Sympathien zu. Zwar überspitzt, sind viele Situationen doch aus dem Leben gegriffen. Und immer wenn Tragik und Komik ganz nah beieinander liegen, laufen die Hertz-Schwestern zur Bestform auf. (TD)
Labels: Mainstream, Rezension
<< Home