Donnerstags-Filmkritik: Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht
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Sie liebt ihn, sie liebt ihn nicht
Sliding Doors
Kinowelt Home Entertainment, ab 18. Februar 2010 auf DVD
Die vier Flaschen Wodka hätte Helen Quilley freitags zuvor besser nicht aus dem Büro für ihre private Geburtstagsfeier ausgeborgt. Ihren männlichen Kollegen hat die PR-Beraterin damit eine Steilvorlage gegeben, um sie bei den Chefs anzuschwärzen, die ihr kurzerhand wegen Diebstahls die Kündigung präsentieren. Wenn ein Montag schon so beginnt, kann es nur noch schlimmer kommen. Als Helen die U-Bahn verpasst und sich ein Taxi ruft, versucht ein Straßenräuber ihr die Handtasche zu stehlen. Beim Handgemenge erleidet sie eine Platzwunde und muss ins Krankenhaus. Vollends bedient kommt sie nach Hause, wo ihr Freund Gerry, ein Möchtegernschriftsteller, der sich von ihr aushalten lässt, gerade die letzten verräterischen Spuren seines Seitensprungs mit seiner früheren Flamme Lydia beseitigt. Und so macht ihn Helens Sinnieren, dass ihr der Überfall erspart geblieben wäre, hätte sie doch nur den Zug erwischt, reichlich nervös. Was wäre nämlich passiert, hätte sie noch rechtzeitig durch die Schiebetüren des Bahnwagens schlüpfen können? Helen wird auf der Heimfahrt von James Hammerton in ein Gespräch verwickelt, der sie nach dem Rausschmiss tatsächlich etwas aufheitern kann. Doch dann erwischt sie daheim Gerry mit Lydia im Bett. Ihren ganzen Kummer versucht sie in einer Bar zu ertränken, wo ihr wieder James über den Weg läuft.
Für Gwyneth Paltrow werden in der Rolle der Helen die Schiebetüren eines Londoner U-Bahnwaggons zur Weggabelung des Schicksals. Peter Howitt verfolgt in seinem Regiedebüt aus dem Jahr 1998, wie sich das Leben der Heldin jeweils entwickeln würde, wenn ein kleines Detail im Universum anders ausgesehen hätte. Dazu erzählt er abwechselnd zwei parallel verlaufende Handlungsstränge. Im einen erfährt Helen nichts vom Betrug ihres Freundes, beginnt aber allmählich Verdacht zu schöpfen. Im anderen findet sie nach der Trennung von Gerry bald eine neue, jedoch ebenfalls nicht komplikationslose neue Liebe mit James und wagt einen privaten und beruflichen Neustart. Der geht geschickterweise noch mit einer äußerlichen Veränderung einher, und die neue Frisur macht es sehr leicht zu unterscheiden, von welcher Helen gerade die Rede ist. Aber auch die Hauptdarstellerin verleiht den beiden Facetten ein und derselben Frau eine eigene, unverwechselbare Note. Die anderen Schauspieler überzeugen ebenfalls in ihren Parts: John Hannah als fröhlich-charmantes Trostpflaster James, mit dem die romantischen Pfade beschritten werden, und John Lynch als leicht vertrottelter Gerry, der bei der männermordenden Lydia, herrlich fies gespielt von Jeanne Tripplehorn, unter dem Pantoffel steht. Der vergnügliche Liebesreigen ist mit britischem Humor gespickt, mit einem tollen Soundtrack versehen und bietet mit der philosophischen Frage nach dem „Was wäre wenn ...“ intelligente Unterhaltung, die Zufall und Vorbestimmung brillant gegeneinander ausspielt und zumindest ein denkwürdiges Happy End in Aussicht stellt. (TD)
Bilder © Kinowelt Home Entertainment
Labels: Donnerstags-Filmkritik, Film
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