Weihnachtsgrüße von Rachel Gibson
Liebes LoveLetter Magazin, liebe Leser,
wie für viele andere Menschen ist auch für mich Weihnachten die schönste Zeit des Jahres. Ich liebe einfach alles daran: die Menschenmassen, den Schnee und die Einkaufsorgien. Mir ist jedoch aufgefallen, dass, je älter ich werde, ich immer nostalgischer werde. Ich ertappe mich dabei, wie ich an Weihnachtsfeste meiner Kindheit zurückdenke. Als ich zum Beispiel in die zweite Klasse ging und in unserer Schulaufführung ein Schaf spielen durfte. Ich trug Netzstrümpfe, weiße Tanzstiefelchen und ein Kostüm aus Papier, das mit zig Wattebäuschen beklebt war. Ich fand mich selbst total schick und hipp.
Ich erinnere mich auch an das Haus meiner Großeltern und daran, wie ich am 25. Dezember zur Tür herein kam, an die Wärme auf meinen kalten Wangen, und die Duftschwaden des Truthahns und des Schinkens, die mir das Wasser im Munde zusammen laufen ließen. Jedes Jahr bekam ich von meinen Großeltern drei Dollar in einem neuen Paar Strümpfe. Warum die Strümpfe? Das kann ich auch nicht sagen. Aber beim letzten Fest, das meine Oma mit uns feiern konnte, hatte sie die Inflation berücksichtigt. Ich bekam fünf Dollar in meinem Paar Strümpfe. Damals war ich dreißig.
Das Weihnachten, an das ich mich am besten entsinnen kann, war, als ich im vierten Schuljahr war. Ich wünschte mir um alles in der Welt einen Kassettenrecorder. Meine Eltern habe ich total verrückt gemacht damit und ich glaube ich bin sogar zum Weihnachtsmann im Einkaufszentrum gegangen, obwohl ich in dem Alter schon gar nicht mehr an ihn glaubte. Zu meinem großen Entzücken zahlte sich mein ganzes Theater aber aus. Ich bekam ein kleines Doppelkassettendeck geschenkt. Das folgende Jahr habe ich alles Mögliche aufgenommen und ein halbes Dutzend Kassetten bespielt. Aber irgendwann war der Reiz verflogen. Ich packte es in die hinterste Ecke meines Wandschranks, wo es in Vergessenheit geriet. Das dachte ich zumindest.
Als ich im letzten Jahr ein Geschenk meiner Mutter auspackte, das in Küchenkrepp eingewickelt war, kam der alte Rekorder zum Vorschein. Er funktionierte noch immer. Am selben Abend, als ich allein zuhause war, schaltete ich ihn wieder ein und hörte mir eine Kassette an, auf die ich „Rachel’s Spooky Story“ gesprochen hatte, eine selbst erfundene Gruselgeschichte. Als nächstes kam ein eher unrühmliches Band an die Reihe, auf dem ich – voller Inbrunst aber reichlich schief – meine Lieblingslieder sang, darunter „The Candy Man“ von Sammy Davis Jr. und „I Think I Love You“ von David Cassidy. Außerdem muss ich meine Brüder für urkomisch gehalten haben, denn ich habe ihnen etliche Aufnahmen gewidmet, wie sie sich gegenseitig auf den Arm nahmen.
Jetzt, so viele Jahre später, bin ich froh sagen zu können, dass sich meine schriftstellerischen Fähigkeiten enorm verbessert haben. Leider kann ich das von meinen Gesangsqualitäten nicht behaupten, was mich aber heute genauso wenig vom Singen abhält wie früher. Und ich bin sehr erleichtert, dass mein Sinn für Humor heute auch merklich feinsinniger und kindischen Albernheiten entwachsen ist.
Sich die alten Kassetten anzuhören war zugleich lustig, traurig und ein bisschen peinlich. Ich bin sehr froh, die verschütteten Erinnerungen wiederbekommen zu haben.
Frohe Weihnachten und schöne Feiertage
Ihre Rachel Gibson
wie für viele andere Menschen ist auch für mich Weihnachten die schönste Zeit des Jahres. Ich liebe einfach alles daran: die Menschenmassen, den Schnee und die Einkaufsorgien. Mir ist jedoch aufgefallen, dass, je älter ich werde, ich immer nostalgischer werde. Ich ertappe mich dabei, wie ich an Weihnachtsfeste meiner Kindheit zurückdenke. Als ich zum Beispiel in die zweite Klasse ging und in unserer Schulaufführung ein Schaf spielen durfte. Ich trug Netzstrümpfe, weiße Tanzstiefelchen und ein Kostüm aus Papier, das mit zig Wattebäuschen beklebt war. Ich fand mich selbst total schick und hipp.
Ich erinnere mich auch an das Haus meiner Großeltern und daran, wie ich am 25. Dezember zur Tür herein kam, an die Wärme auf meinen kalten Wangen, und die Duftschwaden des Truthahns und des Schinkens, die mir das Wasser im Munde zusammen laufen ließen. Jedes Jahr bekam ich von meinen Großeltern drei Dollar in einem neuen Paar Strümpfe. Warum die Strümpfe? Das kann ich auch nicht sagen. Aber beim letzten Fest, das meine Oma mit uns feiern konnte, hatte sie die Inflation berücksichtigt. Ich bekam fünf Dollar in meinem Paar Strümpfe. Damals war ich dreißig.
Das Weihnachten, an das ich mich am besten entsinnen kann, war, als ich im vierten Schuljahr war. Ich wünschte mir um alles in der Welt einen Kassettenrecorder. Meine Eltern habe ich total verrückt gemacht damit und ich glaube ich bin sogar zum Weihnachtsmann im Einkaufszentrum gegangen, obwohl ich in dem Alter schon gar nicht mehr an ihn glaubte. Zu meinem großen Entzücken zahlte sich mein ganzes Theater aber aus. Ich bekam ein kleines Doppelkassettendeck geschenkt. Das folgende Jahr habe ich alles Mögliche aufgenommen und ein halbes Dutzend Kassetten bespielt. Aber irgendwann war der Reiz verflogen. Ich packte es in die hinterste Ecke meines Wandschranks, wo es in Vergessenheit geriet. Das dachte ich zumindest.
Als ich im letzten Jahr ein Geschenk meiner Mutter auspackte, das in Küchenkrepp eingewickelt war, kam der alte Rekorder zum Vorschein. Er funktionierte noch immer. Am selben Abend, als ich allein zuhause war, schaltete ich ihn wieder ein und hörte mir eine Kassette an, auf die ich „Rachel’s Spooky Story“ gesprochen hatte, eine selbst erfundene Gruselgeschichte. Als nächstes kam ein eher unrühmliches Band an die Reihe, auf dem ich – voller Inbrunst aber reichlich schief – meine Lieblingslieder sang, darunter „The Candy Man“ von Sammy Davis Jr. und „I Think I Love You“ von David Cassidy. Außerdem muss ich meine Brüder für urkomisch gehalten haben, denn ich habe ihnen etliche Aufnahmen gewidmet, wie sie sich gegenseitig auf den Arm nahmen.
Jetzt, so viele Jahre später, bin ich froh sagen zu können, dass sich meine schriftstellerischen Fähigkeiten enorm verbessert haben. Leider kann ich das von meinen Gesangsqualitäten nicht behaupten, was mich aber heute genauso wenig vom Singen abhält wie früher. Und ich bin sehr erleichtert, dass mein Sinn für Humor heute auch merklich feinsinniger und kindischen Albernheiten entwachsen ist.
Sich die alten Kassetten anzuhören war zugleich lustig, traurig und ein bisschen peinlich. Ich bin sehr froh, die verschütteten Erinnerungen wiederbekommen zu haben.
Frohe Weihnachten und schöne Feiertage
Ihre Rachel Gibson
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